Sonntag, 29. Juni 2014

It's a long way to Amarillo

Heute war ein wirklich langer Tag. Aber der beste den ich bisher hatte. Und er wird auch schwer zu toppen sein. Es kam alles etwas anders als ich gedacht habe. :) Dazu später mehr.
Ich wollte heute auf meinem Weg eins der besten Route66-Museen besuchen. Leider hatte ich nicht bedacht, dass heute Sonntag ist. Zwar haben die Amis auch am Sonntag offen aber erst ab um 13 Uhr. Da ich eine gut 5stündige Fahrt vor mir hatte und der Ort, Clinton, nur gut 1,5 Stunden von Oklahoma City entfernt ist, hatte ich überlegt erst gegen 11 Uhr los zu fahren. Das hatte ich dann aber wieder ad acta gelegt, da ich sonst erst sehr spät in Amarillo angekommen wäre. Ausserdem musste ich ja eh die Check-Out Zeiten im Hotel einhalten. Also bin ich gegen 9 Uhr los und hab mir gedacht, dass ich vielleicht bis Clinton irgendwie soviel Zeit totschlagen kann, dass ich doch noch ins Museum kann.
Das erste Stück auf dem Interstate und ab El Reno dann wieder auf der Originalroute. Die ist hier aber sehr schlecht. Das Fahren auf dem Stück bestand nur aus Gas geben und gleich wieder abbremsen. Aber es war wenigstens eine schöne Gegend. Viel grün. Dann musste ich doch wieder bis Clinton auf den Interstate. Mist dachte ich, es ist erst 10 Uhr und in einer guten halben Stunde bist du in Clinton. Als ich mich damit abgefunden hatte, kam ein großes Werbeschild eines Air & Space Museum. Cool dachte ich, hälste da an und vertreibst dir die Zeit. Aber was habe ich nicht bedacht? Genau, es ist Sonntag und die machen erst um 13 Uhr auf. Als ich am Museum ankam dachte ich noch nicht daran und hab mir Tasche und Kamera genommen um zum Eingang zu gehen, da auf dem Parkplatz auch eine menge Autos standen. Am Eingang standen 2 Frauen. Ich dachte erst die gehören zum Museum und wollen mir erzählen, dass heute nicht offen ist oder so. Die haben dort aber gewartet, dass man ihnen aufmacht. Sie haben nämlich für ein Familientreffen den Saal dort gemietet und dürfen schon ab 11 Uhr rein. Die dachten erst ich wäre derjenige der ihnen aufmacht. In dem Moment ist mir aufgefallen, dass die erst um 13 Uhr aufmachen und hab den beiden gesagt, dass ich wohl zu früh hier bin. Ich wollte gerade wieder umdrehen, da haben die beiden gesagt "Hey, komm doch mit uns rein. Wir laden dich zu unserem BBQ ein". Ich dachte ich hätte das falsch verstanden aber als sie mich gefragt haben wie ich heiße und woher ich komme und dann meinten ich würde wenn jemand fragt als der Cousin aus Deutschland mit reinkommen wusste ich, dass ich mich nicht verhört habe. Abschlagen kann man den Amis sowas nicht auch wenn man möchte. Ich wurde trotzdem eingeladen. Die haben kein nein gelten lassen. Also hab ich mit gewartet und als offen war und alle da waren als Dank erstmal beim Reintragen geholfen. Mir war schon etwas unwohl mich einfach so einladen zu lassen. Aber wie gesagt, aus der Nummer kommt man hier nicht mehr raus. Während aufgebaut wurde, sollte ich mir das Museum angucken. Als ich nach einer guten halben Stunde fertig war, wussten alle Leute wer ich war. Ich wurde von allen sehr herzlich begrüßt, von jung und alt. Es war ein großes Familientreffen. Bestimmt so um die 50 Leute. Ich hab mich dann mit zwei der Federführenden Familien unterhalten, da die mich auch eingeladen haben und den anderen vorgestellt haben. Ich weiß nicht warum aber die waren alle begeistert, dass jemand aus Deutschland mit isst. Und natürlich auch, dass ich die Route66 langfahre. Vor dem Essen, die haben echt viel und wirklich auch viel verschiedenes mitgebracht, wurde ich erst noch als Special Guest vorgestellt und wie so oft üblich hier, ein Gebet gesprochen. In diesem wurde sogar für mich gebetet, dass ich doch auf meiner Tour beschützt werde. Wow! Sowas hab ich noch nie erlebt. Erst recht nicht bei wildfremden Menschen. Aber hier sieht man wieder, dass die Amis sehr sehr freundlich und aufgeschlossen sind. Wenn man ebenfalls freundlich ist, dann wird man sofort ins Herz geschlossen. Auf jeden Fall musste oder durfte ich das Buffet eröffnen. Es gab alles Mögliche. Süßer Kartoffelsalat (mit Marschmellows überbacken und mit Pekannüssen, sehr sehr süß und nicht mein Geschmack), richtigen Kartoffelsalat (obwohl das eher Kartoffelbrei war, die machen den nämlich hier so und nicht wie bei uns in Scheiben), BBQ (Schweinefleisch zerpflückt mit leckerer BBQ-Soße), Taccosalat (normaler Kopfsalat mit Hackfleich, Mais und Dorito-Chips) und noch vieles mehr. Ich hab nur ein bisschen was gegessen, da ich sehr schnell satt war und es mir wie gesagt auch etwas unangenehm war. Aber Dessert sollte ich dann auch noch essen. Brownies. Man waren die lecker. Die verstehen hier echt was von Essen! Dieses Familientreffen lief auch wirklich so ab, wie man das im Fernsehen sieht. Man trifft sich einmal im Jahr, jeder bringt was zu essen mit und es wird viel geredet und gelacht. Damit das Mieten solcher Säle bezahlt werden kann, bringt jeder noch etwas mit, was er nicht braucht und das wird auf einer Auktion verkauft. An der Auktion können aber nur die teilnehmen, die auch beim Treffen dabei sind. Da kommen dann so Kuriositäten zustande wie ein Rentierkopf.

Als Rhonda mir erzählt hat, dass ein Rentierkopf mitgebracht wurde und sowas nur in Oklahoma passieren kann, dachte ich erst, den hat jemand zum Essen mitgebracht. Aber es ist ein ausgestopfter. :) Die beiden Familien, mit denen ich mich da unterhalten habe, waren die beiden Männer irgendwie mit einander verwandt. Das hab ich nicht so genau verstanden. Brüder waren es nicht, da der eine Mann (Mike) mir seinen Bruder vorgestellt hat. Und man hats ihnen auch angesehen. ;) Mike ist einer der gerne und viel erzählt. Wohl manchmal auch viel Blödsinn. Aber er ist lustig. Er war Soldat und war in Deutschland in der Nähe zur französischen Grenze stationiert. Seine zweite Frau Helen ist Krankenschwester. Sie hat zwei Töchter in die Ehe mitgebracht und er einen Sohn.

Die andere Familie, das waren Rhonda und Keven mit ihrer Tochter Rebecca die in der Apotheke arbeite.

Was die beiden machen, da haben wir nicht wirklich drüber gesprochen. Er ist aber wohl Farmer. Als ich dann gehen musste, es war schon nach 13 Uhr, wollte ich wissen wie ich mich bedanken kann. Als Antwort bekam ich, dass meine Gesellschaft dank genug ist und ich jetzt mit zur Familie gehöre. Wir haben dann noch die Adressen ausgetauscht und ich bin dann weiter. Da es jetzt nach 13 Uhr war und ich noch gut 3 Stunden Fahrt vor mir hatte, beschloss ich, den Rest auf dem Interstate zu fahren. Die eigentliche Route geht auch nur ab und an durch ein paar Orte um dann gleich wieder auf den Interstate zu gehen. Klar habe ich dann noch Halt in Clinton im Museum gemacht und mir noch eine andere Attraktion angesehen bzw. kurz davor gehalten, der schiefe Turm von Groom. Eine Hommage an den in Pisa, nur das dieser hier ein Wasserturm ist und absichtlich so aufgestellt wurde.

Das Museum in Clinton ist wirklich echt super. Es wird die ganze Geschichte vom Bau bis zum Niedergang erzählt mit authentischen Ausstellungsstücken wie einem alte Cafe oder originalen Zapfsäulen. Auch gabs einen kleinen Film zu sehen.

Kurz vor Groom bin ich dann über die Grenze zu Texas gefahren. Anfangs konnte die Gegend nicht unterschiedlicher innerhalb weniger Meter sein. Auf der einen Seite war alles flach und auf der anderen Seite wurde der Boden von kleinen Canyons durchflügt. Man brauchte nur von links nach rechts zu gucken und schon änderte sich die Gegend.


Je näher ich Amarillo kam, desto flacher wurde es aber und man merkt Texas an, dass hier viel Landwirtschaft betrieben wird. Viele bewirtschaftete Felder, größtenteils mit Mais. Aber Texas ist nicht wie viele denken, trocken, staubig und grau bzw. durch die rote Erde rot, sondern extrem grün. Viele Bäume und Sträucher sind zu sehen.
In Amarillo gjbt es auch noch eine Route66 Attraktion. Die Big Texan Steak Ranch. Das ist ein Komplex aus Restaurant, Souvenirshop und Hotel. Ich hab mir nur den Shop angeguckt, da mir zu viele Leute im Restaurant waren und ich ewig auf einen Platz hätte warten müssen. Und es ist extrem teuer. Auch wenn alles frisch geschlachtet wird.
Mein Hotel liegt fast schon wieder außerhalb von Amarillo. Zwei Minuten fahren und man ist raus aus der Stadt. Da ich heute den Tank fast leer gefahren hab, bin ich noch schnell tanken gefahren. Als ich mein Rückgeld holen bin meinte der Kassierer "Du kommst aus Deutschland?" ich so "Ja. Woran merkt man das?" er "An deinem Akzent." Er hatte wenn ich es richtig verstanden habe Austauschschüler gehabt.
Somit geht ein langer Tag zu ende. Den Bericht schreibe ich gerade zu einer Zeit, zu der bei euch die ersten schon wieder aufstehen. Hier ist es gerade 23.30 Uhr. Ich werd jetzt schlafen gehen und wünsche euch einen guten Start in die neue Woche. Für mich geht's morgen nach Tucumcari, New Mexiko und damit nicht nur raus aus der Tornado Alley und weiter ins heiße Niemansland sondern auch nochmal eine Stunde weiter weg von Deutschland. Apropos Niemansland. Ich kann jetzt offiziell sagen, dass ich irgendwo in der Pampa war. :)

2 Kommentare:

  1. Hi Basti, da hast du ja richtig viel erlebt am Sonntag. Ich finde es Toll das du Jetzt in Amerika sogar Freunde hast und du so Herzlich empfangen wirst. Ein schön Gruß Von Onkel Hans zurück.

    wünschen dir weiterhin viel Spaß auf deiner Tour. Gruß Tobi

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  2. Hallo Sebastian,

    heute melde ich mich auch mal bei dir. Deine Berichte sind echt spannend und es macht sehr viel Spaß, sie zu lesen.
    Dein Tag War ja sehr erlebnisreich! So muss das sein und das ist die Mentalität der Amis!!!
    Ich freue mich schon, wenn wir im August wieder in der Uni sind und du noch mehr erzählst. Aber bis dahin wünsche ich dir noch eine schöne Fahrt und das die Tage nicht so schnell vorbei gehen. Pass auf dich auf! :)
    Bis dann, viele Grüße
    Laura

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